Liste ≡ Rhetorische Mittel
Für Sie im Überblick: 30 Rhetorische Mittel + Begriffe.
Es gibt unglaublich viele rhetorische Mittel. Die meisten davon haben es aus der Antike (Rhetorik = altgriechisch „Redekunst“) bis in unseren heutigen Sprachgebrauch geschafft. Und das Besondere: Fast in allen Sprachen rund um den Globus werden sie seit Tausenden von Jahren angewandt. Wir haben in der folgenden Liste die häufigsten rhetorischen Stilmittel aus unserer Sprache aufgelistet und zum bessern Verständnis auch gleich mit Beispielen versehen.
Nur so viel vorweg: Sprachwissenschaftler unterscheiden bei den rhetorischen Begriffen prinzipiell zwischen den „Figuren“ und „Tropen“. Figuren betreffen den Syntax, also die Satzlehre und beinhaltet die kunstvolle Anwendung mehrerer Wörter oder Wortgruppen. Die Tropen betreffen dagegen die Semantik, also die Bedeutungslehre und beinhaltet die kunstvolle Anwendung einzelner Zeichen, Symbole, Wörter oder Wortteilen.
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Rhetorische Mittel |
Rhetorische Mittel: Erklärung mit Beispielen |
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Alliteration | Stabreim mit zwei oder mehreren Wörter, die mit demselben Buchstaben beginnen: „Kind und Kegel“, „Stock und Stein“ oder „Milch macht müde Männer munter“. |
Anagramm | Wörter oder Sätze, die durch Umstellung der Buchstaben einen neuen Sinn ergeben: Ampel – Palme – Lampe. |
Anapher | Regelmäßige Wiederholung (Repetitio) ganzer Wörter oder Teilsätze am Vers- bzw. Strophenanfang, häufig auch mit Parallelismus. Beispiel: Ich fordere Moral. Ich fordere Verständnis. Steht die Wiederholung am Ende eines Satzes ist es ein Epipher > Beispiel: Mir geht es gut. Meiner Mutter geht es gut. Allen geht es gut. Weitere rhetorische Mittel der Satz- oder Wortwiederholungen sind Anadiplose,Geminatio, Kyklos, Symploke. |
Antonyme | Gegensätzliche Begriffe wie Tag und Nacht, hell und dunkel, reich und arm. |
Assonanz | Ähnlich wie die Alliteration, mit dem Unterschied, dass bei einem Halbreim nur die Vokale (nicht die Konsonanten) gleich klingen: „Der Mond von einem Wolkenhügel“. |
Augmentativ | Bei dieser Vergrößerungsform werden i.d.R. Substantive mit Präfixen wie z.B. der Präposition über zu Wortbildungen (Übergröße, Überlänge) eingesetzt. Umgangssprachlich werden auch Riese (z. B. Riesenparty) oder super bzw. mega (z. B. superstark, megastark) als Präfixe verwendet. Auch Affixe (z. B. Bombenhitze, Telefonitis) und Affixoiden (z. B. Schlangenfraß, Modezar) kommen zum Einsatz. Es steht im Gegensatz zum Diminutiv (Verkleinerungsform). |
Brachylogie | Kurze, knappe Ausdrucksweise, bei der durch die Auslassung von Satzteilen (die im Kontext in anderer Form schon vorkommen) aus dem Satzsinn notwendig ergänzt werden können. Beispiel: „Das Gras verdorrt in der Sonne, das Fleisch auf dem Grill.“ Unterarten der Brachylogie sind Ellipse (Mir nichts, dir nichts), Apokoinu, Syllepse und Zeugma. |
Chiasmus | Überkreuzstellung von zwei gleichen oder ähnlichen Wörtern in Versen: „Welch Glück, geliebt zu werden. Und zu lieben, welch ein Glück.“ oder „Sie liebt Rosen, Nelken mag sie nicht.“ |
Diminutiv | Diminutive dienen der Verniedlichung (Verkleinerungsform), z. B. zur Bildung von Kosenamen (Hypokoristika) oder auch der pejorativen und dysphemistischen Abwertung. Bei Hauptwörtern werden die Endsilben „chen“ und „lein“ gebildet, z.B. Hündchen und Spieglein. Bei Verben wird z.B. aus husten > hüsteln oder aus lachen > lächeln. Das Gegenteil ist das Augmentativ (Vergrößerungsform). |
Diphthong | Zwei Vokale, die zusammen ausgesprochen einen eigenen Laut ergeben (au,ei, äu, eu) wie z.B. Europa, Leise, Haus. |
Dysphemismus | Abwertende, wertverschlechternde Umschreibung zur Bildung eines Schimpfwortes wie z.B. Penner für einen Obdachlosen oder Saftschubse für eine Flugbegleiterin. Das Gegenteil ist Euphemismus (Beschönigung). |
Emphase | Nachdrückliche, begeisterte, zustimmende Ausdrucksweise als „Kraft des Ausdrucks“ und zur Betonung bzw. Hervorhebung von Aussagen. „Wir leben in einer Wahnsinns-Zeit“, er ist ein „Super-Typ“, sie eine „Mega-Frau“. |
Epipher | Ähnlich wie Anapher, nur dass hier die Wiederholung von Wörtern oder Satzteilen am Ende eines Verses oder von Strophen steht. Berühmtes Beispiel ist das Gedicht „Das Karussell“ vom berühmten Dichter Rainer Maria Rilke, in dem jede Strophe mit der gleichen Zeile „Und dann und wann, ein weißer Elephant“ endet. |
Euphemismus | Beschönigung (auch Glimpfwort oder Hüllwort), bei der eine Person, eine Personengruppe, ein Gegenstand oder ein Sachverhalt beschönigend oder mildernd benannt wird. Ein unangenehmes Wort wird durch ein (etwas) schöneres Wort ersetzt. So steht z.B. der „Sensenmann“ für Tod, die „Rubensfigur“ für Übergewicht, die „Fachkraft für Bürokommunikation“ für Bürogehilfin und der „Facility-Manager“ für Hausmeister. |
Hexameter | Sechsfüßiger Vers (berühmt sind Ilias & Odyssee, die Homer schrieb). |
Homofone | Rhetorische Mittel und Begriffe, die gleich klingen, aber unterschiedlich geschrieben werden: Leere vs. Lehre oder Miene vs. Mine. |
Homonyme | Identisch geschriebene rhetorische Mittel und Begriffe, die aber eine unterschiedliche Bedeutung haben, wie z.B. Bank (Geldhaus und Sitzplatz) |
Hyperbel | Bewusste Übertreibung: „Das hab ich dir schon Tausend Mal gesagt“. |
Hypotaxe | Hypotaxen sind klassische Schachtelsätze und Bandwurmsätze. Haupt- und Nebensätze werden dabei mit vielen Konjunktionen (und, dann, denn, oder etc.) verbunden. |
Inversion | Umkehrung der klassischen Wortstellung, in der das Verb vor dem Subjekt steht wie z.B. „Der Himmel ist blau“ > „Blau ist der Himmel“. |
Katachrese | Verknüpfung nicht zusammenhängender Begriffen zur Bildung neuer Wörter: „Tisch-Bein“, „Fluss-Bett“, „Buch-Rücken“ oder „Tal-Sohle“. Aber auch bildhafte Sätze und Verbindungen zweier unterschiedlicher Redensarten um Komik zu erzeugen wie z.B. „Schuster, bleib bei deinen Birnen“ oder „Da platzt einem die Hutschnur„. |
Klimax | Reihe stufenartiger Steigerung von Ausdrücken und Wörtern (meist dreistufig): „Ich kam, ich sah, ich siegte“ oder „Gut. Besser. Paulaner.“ Das Gegenstück ist das Antiklimax (abfallende Steigerung) wie z.B. „Großmutter, Mutter und Kind“. |
Litotes | Bewusste Untertreibung zur Vermeidung des Gegenteils: „Das ist nicht übel“ (gesprochen, obwohl es richtig schlecht ist). |
Metapher | Bildhafte Redeweise (oft zur Veranschaulichung von abstrakten Begriffen): „Er kämpfte wie ein Löwe“ oder „Nussschale“ für ein Boot oder „Er/Sie bricht mir das Herz“ für Liebeskummer und emotionale Verletzungen. |
Metonymie | Umbenennung und Vertauschen von Wörtern (oft Kurzformen), die „tatsächlich“ für einen Begriff stehen (und nicht im „übertragenen“ Sinn wie bei der Metapher). Beispiel: „Unsere Elf“ = deutsche Fußball-Nationalmannschaft oder „Berlin (statt Politik) bleibt hart“. |
Oxymoron | Verbindung von gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen wie „alter Knabe“, „stummer Schrei“. Das Oxymoron findet sich auch in einzelnen Wörter wie Hassliebe oder Minuswachstum. Das Gegenstück ist das Pleonasmus. |
Palindrom | Wörter oder Sätze, die vorwärts wie rückwärts gelesen, den gleichen Sinn ergeben: „Lagerregal“; „Rentner“; „Ein Esel lese nie“. Laut Guinnessbuch der Rekorde ist der „Reliefpfeiler“ das längste Palindrom der deutschen Sprache. |
Paradoxon | Eine in sich selbst widersprechende, gegensätzliche Aussage: „Weniger ist mehr“; „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. |
Parallelismus | Sätze, die aus einem parallelen Syntax (Satzlehre) bestehen. Dabei werden zwei (oder mehrere) aufeinander folgende Sätze gleicher Satzarten (egal, ob Haupt-, Neben- oder Fragesätze) angewandt, wie zum Beispiel: „Ich bin reich, du bist arm“ oder „Sie hören weit, sie sehen fern“ von Erich Kästner. |
Pathos | Emotionale, appellierende Rede, die durch schönbildhafte Metaphern und begeisterter Überziehungen besticht. Die Aussagen werden zusätzlich durch Stimmführung, Gestiken und Mimiken des Redners unterstrichen. |
Personi-fikation | Dinge oder abstrakte Begriffe werden mit menschlichen Eigenschaften versehen: „Da lacht das Herz“ oder „Der Himmel weint“. |
Pleonasmus | Ein Pleonasmus liegt vor, wenn innerhalb einer Wortgruppe oder auch eines einzelnen Wortes eine bestimmte Bedeutung mehrfach auf unterschiedliche Weise (oft mit doppelten, sinngleichen Wortarten) zum Ausdruck gebracht wird. Beispiele von Stilfehlern: „kleiner Zwerg“; „schwarzer Rabe“; „alter Greis“, „weißer Schimmel“, „runde Kugel“, „zwei Zwillinge“, „Rabenschwarz“. |
Rhetorische Frage | Eine rhetorische Frage dient nicht dem Informationsgewinn. Sie wird gestellt, auf sie keine Antwort erwartet wird. Sei es, um etwas betonen oder um die Gedanken zu überbrücken. „Wer ist schon perfekt?“ oder „Seid ihr bekloppt?“ oder „Ist das wirklich dein Ernst?“. |
Synekdoche | Das Besondere wird verallgemeinert, Singular wird zu Plural, Begriffe werden als Ersatz zur Betonung des Allgemeinen verwendet z.B. „Wir leben alle unter einem Dach (statt Wohnung)“, aber auch: „Iss deinen Teller (statt Essen) auf“. |
Synonym | Gleichbedeutender oder sinnverwandter Begriff, wie z.B. reich, wohlhabend, vermögend – und weitere rhetorische Mittel. |
Tautogramm | Ein Tautogramm ist eine Sonderform der Alliteration, bei dem alle Wörter eines Satzes mit demselben Buchstaben beginnen. Beispiel: „Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz.“ |
Tautologie | Verwendung mehrerer sinnverwandter Wörter (Synonyme) um einen Sachverhalt hervorzuheben. „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“ oder auch „voll und ganz“ und „nie und nimmer„. |
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